1996 / 5 - 41

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Für die Einleitung allfälliger vormundschaftlicher Massnahmen (Ernennung eines Vormunds oder Beistands für den unbegleiteten Minderjährigen) sind die entsprechenden kantonalen Behörden zuständig (Art. 360 ff. ZGB; vgl. Kreisschreiben des DFW vom 30.10.1989 Ziff. 1.1; Kreisschreiben des BFF vom 15.2.1995 Ziff. 2.2.1).

c) Wie im Beschwerdeverfahren zutreffend ausgeführt wird, kann demgegenüber der Auffassung der Vorinstanz nicht gefolgt werden, dass die Einreichung eines Asylgesuches als höchstpersönliches Recht keine Vertretung erlaube und daher von einer urteilsunfähigen Person auch durch ihren gesetzlichen Vertreter nicht ausgeübt werden könne.

Das öffentliche Recht kennt keine ausdrücklichen Regelungen bezüglich der Handlungsfähigkeit; die entsprechenden Rechtsinstitute - so auch die Begriffe etwa der Urteilsfähigkeit und der höchstpersönlichen Rechte - werden aus dem Zivilrecht übernommen (vgl. B. Knapp, Précis de droit administratif, 4. Aufl., Basel/Frankfurt a.M., 1991, S. 20 N 86; E. Bucher, a.a.O., N 8f. und 17 Vorbemerkungen zu Art. 12-19 ZGB, N 6 zu Art. 19 ZGB). Die privatrechtliche Doktrin verwendet teils eine uneinheitliche Terminologie, soweit die Figur der höchstpersönlichen Rechte im Sinne von Artikel 19 Absatz 2 ZGB erörtert wird. Inhaltlich besteht indessen in der zivilrechtlichen Literatur Einhelligkeit darüber, dass höchstpersönliche Rechte - die der urteilsfähige Unmündige gemäss Artikel 19 Absatz 2 ZGB selber ausüben kann - keineswegs generell vertretungsfeindlich sind und mithin für den Urteilsunfähigen auch durch seinen gesetzlichen Vertreter nicht ausgeübt werden könnten; der Kreis jener höchstpersönlichen Rechte, die ein Handeln des Vertreters für den Urteilsunfähigen ausschliessen, wird wesentlich enger als der Kreis der von Artikel 19 Absatz 2 ZGB angesprochenen höchstpersönlichen Rechte gefasst; im Gegenteil wird bei der Mehrzahl der höchstpersönlichen Rechte die Möglichkeit der Vertretung nicht ausgeschlossen (E. Bucher, a.a.O., N 206 zu Art. 19 ZGB; M. Stettler, Droit civil, Représentation et protection de l'adulte, Fribourg 1989, S. 28 N 43f.; A. Bucher, Personnes physiques et protection de la personnalité, 2. Aufl., Basel/Frankfurt a.M. 1992, S. 59 N 172 f.). Im folgenden wird die Terminologie übernommen, wie sie das Bundesgericht (vgl. BGE 114 Ia 362; 116 II 385 ff.; 117 II 6 ff.) sowie in der Doktrin namentlich Tuor/Schnyder/Schmid (a.a.O., S. 79 f.), Grossen (a.a.O., S. 328 f.) und E. Bucher (a.a.O., N 189 ff. zu Art. 19 ZGB) verwenden, welche von der Unterscheidung von absolut höchstpersönlichen Rechten - welche eine Vertretung ausschliessen - und relativ höchstpersönlichen Rechten - welche eine Vertretung zulassen und für den Urteilsunfähigen durch seinen gesetz-